Lang, lang ist`s her

Ein Rückblick von Ralf Steinhausen

Ralf Steinhausen - 1969

Vor mehr als 50 Jahren fing alles an.


Mitte der 60er Jahre wurde in der Nähe des Wohnortes meiner Eltern bei einem Einkaufszentrum ein Minigolfplatz gebaut.

Zu dieser Zeit war es üblich, dass die ganze Familie sonntags ins Einkaufszentrum ging, um in die Schaufenster der Läden zu schauen. Zum Abschluss des Tages habe ich oft mit meinem Vater eine oder mehrere Runden Minigolf gespielt.

Der Platz hatte tolle Freizeitmöglichkeiten. Neben den 18 Miniaturgolf-Bahnen fanden sich noch Möglichkeiten zum Spielen von Tischtennis, Boccia, Dart und Freiluftschach. Für einen 15-Jährigen eine tolle Sache.

Ich wollte immer mehr nur noch dort meine Freizeit verbringen und gab meine Fußballleidenschaft nahezu ganz auf, da es fest stand, dass ich doch nicht ein zweiter Beckenbauer werden kann.

 

In der Mitte des Jahres 1967 lernte ich viele nette Leute (u.a. Horst Schuchardt, Kurt Böhm) kennen. Sehr schnell wurden meine Eltern überredet, dass ich mein neues Hobby doch in dem gerade neu gegründeten Verein ausüben soll, um an Verbandspunktspielen und Pokalturnieren teilnehmen zu können.

Ralf Steinhausen - Bezirksmeister 1974

So ging meine Minigolf-Karriere los und das ein oder andere Mal konnte ich auch gleich Erfolge verzeichnen. Zwei Preise aus der Anfangszeit habe ich noch. Eine Holztafel mit versilberter Minigolfer-Plakette und 2 silbernen Lorbeer-blättern (2. Platz Herren – Peine 1972) und eine aus Vollmetall versilberte Golfer-Figur (Bezirksmeister 1974).

Heute befinden sich diese Erinnerungen über dem Schreibtisch auf einem Regal.

Eine kleine Auszeit als AKTIVER Spieler nahm ich Mitte der 80er-Jahre (Geburt meiner beiden Söhne). Seit 1994 nehme ich bis heute wieder an den Punktspielen und Pokalturnieren regelmäßig teil.

Dabei trieb es mich sogar ins Ausland (Österreich, Italien), um an internationalen Pokalturnieren teilzunehmen.

Im Jahre 2002 erzielte ich in Algund/Südtirol ein nie wieder erreichtes Turnierergebnis mit 184 Schläge in 9 Runden; dies entspricht einem Runden-Durchschnitt von 20,44 / 18 Bahnen.

Im Jahre 2007 hatte ich die Ehre, die Deutschen Miniaturgolf-Meisterschaften in Cuxhaven mit einem Ergebnis von 217 Schlägen in 10 Runden zu gewinnen. Dabei lernte ich unter anderem die sehr netten Herren Jan Theden und René Lemke aus Kiel kennen. Wir hatten zusammen einen tollen Festabend, der noch heute bei mir in ständiger Erinnerung ist.

Mit der Herren-Mannschaft des BGC Bremen e.V. konnte ich auch im letzten halben Jahrhundert viele Siege in verschiedenen Ligen erringen.

Bis zum letzten Jahr war ich viele Jahre als 1. Vorsitzender für den Verein tätig. Aber es wurde Zeit; es müssen auch mal Jüngere ran.

Abschließend etwas Amüsantes aus der Vergangenheit:

  • Das sog. "Schaufenster-Bummeln" in den 60ern erforderte reichlich Vorbereitungszeit. Sonntags hatte ich die Ehre, meine Lederschuhe und die meines Vaters auf Hochglanz zu bringen. Natürlich wurden die beste Stoffhose und ein sauberes helles Hemd angezogen. Darüber einen Blazer. Mein Vater das Gleiche mit weißem Hemd und Krawatte. Meine Mutter hatte das schönste Sommerkleid an.
    So wurde früher an einem Sonntag Minigolf gespielt!!!
  • Anfang der 70er gab es ja die Autobahn nach Cuxhaven noch nicht. Wir hatten damals nur Kurt, der ein Auto hatte – einen DKW Junior; zugelassen für 4 Personen. Wir fuhren die alte Landstraße B6 zum Bezirksklasse-Punktspiel und das bei einer sagenhaften Höchstge-schwindigkeit von 100km/h. Dann wurde die Mannschaftsstärke auf 5 erhöht und wir hatten ein Problem. Sobald ein Polizei-Auto in der Nähe war, gab es nur eine Lösung: Die hinten saßen, mussten ihre Füße anheben und einer von uns legte sich unten im Fußraum quer auf den Boden.
  • Dann war da noch eine Autopanne aus der Anfangszeit. Auf der Rückfahrt von einem Punktspieltag hatten wir einen Motor-Totalschaden. Wir waren auf einer Landstraße; kein Haus weit und breit. Handy ? – ach ja, war ja noch nicht erfunden. Einer von uns machte sich auf einen langen Weg zu einem Bauernhof in weiter Ferne. Inzwischen war es schon Abend und dunkel geworden; und wir hatten solch einen Hunger. Früher hatte man ja als ordentlicher Junge immer ein Taschenmesser dabei; dies hat uns gerettet. Wir standen am Rande eines Feldes mit Futterrüben. Hände kann man ja auch in der Not als Spaten verwenden. Den Rest kann man sich denken. Wir waren erst mal satt; nach Stunden kam der Abschleppdienst.
Ralf Steinhausen

FAZIT:
Gemeinsam mit den Vereins-Jubilaren Horst Schuchardt und Kurt Böhm sowie vielen später hinzu gekommenen, netten Vereinskameraden und -innen, die hier nicht im Einzelnen genannt werden können, habe ich in den letzten 50 Jahren sehr viel Freude an unserem Sport gehabt.

Möge unsere Sportart (zum Trotz des Hobbys der Neuzeit: Computer-Spiele) noch sehr lange bestehen und unser diesjähriges Jubiläumsturnier bei allen Beteiligten unvergessen in Erinnerung bleibt.

Da ich mit Horst in den letzten 50 Jahren oft dieselben Minigolferlebnisse hatte, möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich auf seinen Artikel hinweisen. Diesen zu lesen, lohnt sich.

Sportliche Grüße                                                                      
Ralf Steinhausen